Burg Lymbvrg (Hohenlimburg) an der Lenne im Kölnischen Krieg (1583-1585), Einblattdruck des Kupferstechers Franz Hogenberg (1535-1590), 1584, 22 x 30 (Blatt), 20 x 28 (Bild) (Sammlung Prof. Dr. Dr. Harm Klueting)
Begegnungen II – Orte
Arrivées – lieus, Places which have befallen me
Schloss Hohenlimburg – Schloss Hohenlimburg, eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Dynastenburg der Grafen von Isenberg-Limburg – nach 1230 erbaut von Graf Dietrich von Limburg (um 1215-1299), dem Sohn des für die gewaltsame Tötung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. (um 1185-1225) verantwortlichen Grafen Friedrich von Isenberg (um 1190-1226) – , später der Grafen von Neuenahr und der Grafen von Bentheim, seit 1817 der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg – , im Süden Westfalens, war für Harm Klueting seit seinem sechsten Lebensjahr das Elternhaus. Hier, in dieser alten, von einem – damals – verwilderten Schlosspark und weiten, heute größtenteils zerstörten Wäldern umgebenen Burg, erlebte er eine traumhaft-schöne, an Joseph von Eichendorff (1788-1857) und an dessen Schloss Lubowitz in Schlesien erinnernde Kindheit und Jugend. Hier wuchs er auf inmitten eines historischen Museums, unter zahlreichen Gemälden des 17. bis 19. Jahrhunderts und in täglichem Kontakt mit den Beständen einer beachtlichen Bibliothek, die ihn früh mit Werken der geschichtswissenschaftlichen Literatur und mit zeitgenössischen Drucken der Frühen Neuzeit in Berührung brachte, denen andere – wenn überhaupt – frühestens im Studium begegnen. So waren ihm die – mit dem Registerband – 24 Bände von Johann Christian Lünigs „Das Teutsche Reichsarchiv“ (Leipzig 1713-1722) schon im Alter von 13 Jahren ebenso ein vertrauter Umgang wie die „Vita, passio et miracula beati Engelberti Coloniensis archiepiscopi“ des Caesarius von Heisterbach von 1226/27 oder die „Chronica comitum de Marka“ des Levold von Northof von 1357/58 – beide in deutscher Übersetzung in den Bänden 99 und 100 der „Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit“; die lateinischen Originalfassungen kamen später – vertraute Lektüre. So eröffnete dieser Ort seiner Kindheit und Jugend schon dem zwölf- bis vierzehnjährigen Schüler die lebenslang andauernde Faszination für die Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit und führte wie selbstverständlich zum Studium der Geschichte. Heute – längst selbst im Besitz einer Bibliothek in der Größe einer universitären Institutsbibliothek – erfüllt es ihn mit tiefem Schmerz, wenn er, um an diese Stätte zurückzukehren, eine Eintrittskarte erwerben muss. – „O Täler weit, o Höhen / O schöner, grüner Wald / Du meiner Lust und Wehen / Andächt’ger Aufenthalt / …“ (Joseph von Eichendorff).
An diesem Ort – Schloss Hohenlimburg – las Harm Klueting mit Hingabe Friedrich Hölderlin und Rainer Maria Rilke, aber auch Jean Paul, Homer in der 1960 erschienenen Ausgabe der deutschen Übersetzung des Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg, Hugo von Hofmannsthal, Franz Kafka, Robert Musil, Hermann Broch, Franz Werfel, Thomas Mann und Max Frisch, Leo Tolstoj und Fedor Dostoevskij, Denis Diderot, Stendal, Honoré de Balsac, Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud und Émile Zola und was immer die Taschenbucheditionen der 1960er Jahre hergaben und die örtlichen Buchandlungen von Arno Steglich und Woldemar Schmidt oder die Buchhandlungen im benachbarten Hagen liefern konnten. Hinzu kamen die deutschen Klassiker – vor allem Goethe und Schiller – in den großen Ausgaben des 19. Jahrhunderts, die die Schlossbibliothek hergab. Mit 16 saß er in der Abendsonne auf den Wehrgangmauern „seines“ Schlosses, studierte Ernst von Asters „Geschichte der Philosophie“ – unterstützt durch einen zweisemestrigen Kurs „Geschichte der Philosophie“ von den Vorsokratikern bis zum Existentialismus abends in der Hagener Volkshochschule – und verschlang dort oben, die Welt um sich herum und auch die Schule und den Unterricht im Gymnasium bisweilen vergessend, Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ in der antiquarisch erworbenen Ausgabe Leipzig 1924. Mit 18 kam die Entdeckung von Martin Heideggers „Sein und Zeit“ – in seiner in einer Buchhandlung erworbenen gebundenen Ausgabe des Tübinger Max Niemeyer Verlages von 1967 finden sich viele damals angestrichene Stellen wie diese: „Jedes Fragen ist ein Suchen. Jedes Suchen hat seine vorgängige Direktion aus dem Gesuchten her. Fragen ist erkennendes Suchen des Seienden in seinem Daß- und Sosein“. In seinem Heideggerjahr 1967 verließ er – von Eltern und Lehrern unerwartet – das Gymnasium, das ihn intellektuell nicht mehr befriedigte und in dem er sich von seinen Schulkameraden und von den meisten Lehrern – nur der Deutsch- und Geschichtslehrer Klaus Hopfer (1915-2007) und der allerdings nur als Studienreferendar an seiner Schule tätige, damals noch unpromovierte Deutsch- und Geschichtslehrer Prof. Dr. phil. Heinrich Schoppmeyer (*1935) waren Ausnahmen – unverstanden fühlte und als mit seinen Interessen allein gelassen wahrnahm. Er „schmiss“ die Schule, las im Sommer 1967 in den Wäldern um „sein“ Schloss Martin Heidegger, wurde Buchhändlerlehrling und kam, was das „Verstandenwerden“ anbelangt, vom „Regen in die Traufe“, wurde dennoch nach einer Promotion zum Dr. phil. im Fach Slavistik Professor – nicht für Literaturwissenschaft oder für Philosophie, sondern – für Geschichte und schließlich nach vielen Umwegen Theologe und – seiner ersten und beständigen Liebe entsprechend (siehe auf der Seite „Begegnungen I“ unter „Dr. theol. Karl Burkardt“) – Kirchenhistoriker, ohne aufzuhören, Allgemeinhistoriker zu sein: ein interdisziplinär aufgestellter Historiker, der auch Theologe und Kirchenhistoriker, Slavist, Jurist und Kanonist (Kirchenrechtler) ist.
Schloss Hohenlimburg und die Geschichte der 1808 an das napoleonische Großherzogtum Berg gefallenen Grafschaft Limburg hat H. Klueting in einer Reihe von Arbeiten behandelt, darunter u.a. H. Klueting, „Daß sie ein Abspliß von der Grafschaft Mark ist, daran ist kein Zweifel“: Die Grafschaft Limburg vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. Mit einem Exkurs über die Anfänge der Freiheit Limburg. In: Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (Witten) 93/94 (1995), S. 63-126. – Ders., Ständewesen und Ständevertretung in der westfälischen Grafschaft Limburg im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur territorialen Verfassungsgeschichte Deutschlands in der Frühneuzeit. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 70 (1976), S. 109-201. – Ders., Art. Hohenlimburg (Stadt Hagen). In: Handbuch der Historischen Stätten, Bd. 3: Nordrhein-Westfalen. 3. Aufl. Stuttgart 2006, S. 412f. – Ders., Die Grafschaft Limburg vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. Ein Territorium des „dritten“ Westfalen im Alten Reich. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, NF Bd. 63) Münster: Aschendorff 2023. (Photo: Historische Postkarte aus dem Nachlass Esther Hanna Lydia Klueting, die die Rechte daran erworben hatte)
Oberer Schlosshof von Schloss Hohenlimburg mit dem in Harm Kluetings Kinderzeit nicht mehr vorhandenen Efeubewuchs am Bergfried. Der Obere Schlosshof war einer der Spielplätze Harm Kluetings in seiner Kinderzeit. Andere fanden sich im Unteren Schlosshof, in den Kellern, auf den Dachböden, auf dem Wehrgang, auf dem Kanonenplatz mit vier schweren Geschützen des 18. Jahrhunderts, im Schlosspark und in den benachbarten Wäldern. (Photo: Historische Postkarte aus dem Nachlass Esther Hanna Lydia Klueting, die die Rechte daran erworben hatte)
Fachwerkerker am Bergfried und am Neuen Palas von Schloss Hohenlimburg mit dem Eingang in den Torweg, der Verbindung zur Außenwelt außerhalb der von hohen Mauern umgebenen Burg. Durch diesen Torweg führte viele Jahre lang Harm Kluetings täglicher Schulweg. (Photo: Hermann Klueting, um 1956)
Schloss Hohenlimburg, sog. Fürstensaal. (Photo: Hermann Klueting, vor 1967)
Wien, Habsburgergasse 5 – Die Zeit als Habilitandenstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Wien vom 5. Januar 1981 bis zum 16. Oktober 1982 mit Wohnung in der Inneren Stadt (I. Bezirk) in der Habsburgergasse 5, dem alten Palais Cavriani neben dem seit 2012 dort nicht mehr bestehenden Burgenländischen Priesterseminar der Diözese Eisenstadt (Habsburgergasse 7), gab bei täglicher Arbeit im österrereichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA) am Minoritenplatz und in der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) am Heldenplatz bzw. am Josephsplatz viele Möglichkeiten zu Begegnungen mit Stätten der Wiener und der österreichischen Geschichte, zum Besuch der Staatsoper, des Kunsthistorischen Museums, der Kirchen, der Buchhandlungen und Antiquariate. Mehr als zehn Jahre früher war in der Karwoche 1971 in Wien, wo er damals in der Pension Lindenhof in der Nähe der Stiftskaserne im VII. Bezirk wohnte – beim Betrachten von Bildbänden mit russischen Ikonen in der Buchhandlung Wolfrum am Lobkowitzplatz nach vorangegangener Lektüre von Dmitrij Tschižewskijs Büchern „Das heilige Rußland. Russische Geistesgeschichte. Bd. 1: 10.-17. Jahrhundert“ (1959) und „Rußland zwischen Ost und West. Russische Geistesgeschichte. Bd. 2: 18.-20. Jahrhundert“ (1961) und von Boris Pasternaks „Dr. Schiwago“ (deutsch 1958) – der Entschluss zum Slavistikstudium gefallen, der zusätzlich motiviert wurde durch das Interesse an der russischen Emigration in dem Harm Klueting seit 1966 bekannten Paris nach der Oktoberrevolution von 1917 und durch die Kenntnis einiger Schriften des seit 1926 in Paris und später in den USA, zuletzt in Princeton, lebenden russischen Theologen Georges Florovsky (1893-1979) und einiger Gedichte der sowjetischen Lyrikerin Anna Achmatova (1889-1966). Während diese Studienorientierung im September 1970 zu einer Reise nach Moskau führte, bildeten die Jahre in Wien die Grundlage nicht nur für Harm Kluetings Kölner Habilitationsschrift als Historiker, sondern auch für seine späteren Arbeiten zum Josephinismus und zum Verhältnis zwischen der Österreichischen Monarchie und dem Alten Reich im 17. und 18. Jahrhundert.
Wien I (Innere Stadt), Habsburgergasse 5, ehem. Palais Cavriani (heute Palaishotel bzw. Pension Pertschy). Das Palais Cavriani, 1723 von Hofkammerrat Maximilian Graf Cavriani an der Stelle eines um 1605 von Octavius Cavriani erworbenen Hauses errichtet und bis 1923 im Besitz der Grafen Cavriani, ist für Harm Klueting ein Erinnerungsort außerordentlicher Dignität. Bei jedem Wienaufenthalt kehrte und kehrt er dorthin zurück, oft in das ehedem bewohnte Zimmer im 2. Stockwerk mit Fenstern zur Bräunerstraße. Der deutsche Philosoph, Husserlschüler und Philosophieprofessor Dietrich von Hildebrand (1889-1977) – Harm Klueting durch seine Edith Stein-Studien wohlbekannt – , der München 1933 zu Beginn der Nazi-Herrschaft verlassen hatte und bis 1938 als Emigrant in Wien lebte und dann über Preßburg, Budapest, Triest, Florenz und Fribourg nach Frankreich floh und 1940 über Spanien, Portugal und Rio de Janeiro in die USA ging, wohnte von Ende Juni 1935 bis zu seiner Flucht aus Wien am 11. März 1938 wegen des bevorstehenden „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich im Palais Cavriani.
Harm Klueting, der sein Blechblasinstrumentenspiel wegen Kopfschmerzen (dazu im Abschnitt „Biographisches“ unter „Überwundene Beeinträchtigungen“) hatte aufgeben müssen und dessen Großmutter Lydia Grabow geb. Grabow (22.06.1890-15.07.1967) in ihrer Jugend an einem Konservatorium Gesang studiert hatte – ihr Klavier in Schloss Hohenlimburg schwieg kaum einen Tag, während ihr Bruder Johannes (John) Grabow (13.09.1892-23.06.1950 in Central Islip, Long Island, New York) als amerikanischer Bürger in den USA der Zwischenkriegszeit ein erfolgreicher Violinvirtuose gewesen war – , nutzte die Zeit in Wien nicht nur durch häufigen Besuch der Staatsoper, sondern las in dem „Winter in Wien“ (Reinhold Schneider) 1981/82 auch das Hauptwerk des Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996), „Die Legitimität der Neuzeit“ von 1966 in der zweiten Auflage von 1977. Während er dem damals noch als Philosophieprofessor in Münster lehrenden Hans Blumenberg persönlich nie begegnete, nahm ihn Blumenbergs Gedanke der „Legitimierung der theoretischen Neugierde“ als „geschichtlicher Grundzug der beginnenden Neuzeit“ ein. Er wurde darüber als Historiker und Theologe aber nicht zu einem Anhänger der Philosophie Blumenbergs, sondern sah sich über den Begriff der curiositas zum hl. Augustinus (354-430), der die curiositas in den Lasterkatalog einfügte (Augustinus, Confessiones V,3,4, X,30,41 u. X,35,55) und zum hl. Thomas von Aquin (1225-1274) und zu seinem – aristotelischen – „omnis scientia bona est“ (Thomas, In Aritoteles librum de anima commentarium, Buch I, lect. 1, Nr. 3) geführt. Von dort ergaben sich Verbindungen zum Werk des Wissenschaftshistorikers und Professors der Sorbonne Alexandre Koyré (1892-1964) – seinem Andenken widmete Harm Klueting seinen 2005 erschienenen Beitrag „‚Entgötterung der Welt durch Gott‘ oder Religion im naturwissenschaftlichen Zeitalter“ – und zu Edith Stein (zu ihr auf der Seite „Begegnungen I“) und zu ihrem 2008 von Harm Klueting in seiner Rezension zu Jean Mabillon: „Über das Studium der Mönche“ (in: Die Tagespost Nr. 128 vom 23.10.2008, S. 6) zitierten Satz von 1928: „Daß es möglich sei, Wissenschaft als Gottesdienst zu betreiben, ist mir zuerst so recht am hl. Thomas aufgegangen, und erst daraufhin habe ich mich entschließen können, wieder ernsthaft an wissenschaftliche Arbeit heranzugehen“ (Edith Stein, Brief an Sr. Callista Kopf OP vom 12. Februar 1928, ESGA Bd. 2, 2000, Nr. 60). – Wien gab dem in einem Museum aufgewachsenen (dazu in diesem Abschnitt oben unter „Schloss Hohenlimburg“) Harm Klueting aber auch Gelegenheit, die damals zweimal wöchentliche Abendöffnung des Kunsthistorischen Museums für regelmäßige Besuche an jedem Dienstag- und an jedem Donnerstagabend zu nutzen, bevor er in späteren Jahren und bis heute ständiger Besucher der großen Museen von Berlin (Nationalgalerie), Köln (Wallraf-Richartz-Museum), London (National Gallery), München (Alte Pinakothek), New York (Metropolitan Museum), Paris (Louvre) und Wien (Kunsthistorisches Museum) und auch ein guter Kenner der vielen Museen Roms, z. B. der Galleria Doria Pamphili an der Piazza del Collegio Romano, wurde. Aber Wien vermittelte mit dem Besuch vieler Konzerte auch neue und bleibende Zugänge zur Musik, vor allem zu den Violinkonzerten 1 bis 5 von Wolfgang Amadeus Mozart, zur Klaviermusik Claude Debussys, u. a. „Suite Bergamesque“, und zum Cello-Konzert a-moll Hans Pfitzners.
Harm Klueting ist Kölner, ohne in Köln geboren und aufgewachsen zu sein. Geboren wurde er in Iserlohn, das ihm ganz fremd ist und ihm gar nichts sagt. Köln kannte er durch häufige Besuche seit seiner Kinderzeit. In Köln hatte schon seit 1922 eine dort verheiratete Tante seines Vaters gewohnt – Schaafenstraße 61, ganz in der Nähe des Rudolfsplatzes in der Kölner Innenstadt. In Köln lockten ihn die romanischen Kirchen, soweit sie nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs um 1970 schon wieder hergestellt waren, besonders die aus dem 10. Jahrhundert stammende ehemalige Benediktiner-Abteikirche St. Pantaleon, wo er seit 1971 regelmäßig die Orgelkonzerte des später als Domorganist nach Paderborn gewechselten Organisten Helmut Peters besuchte – nicht ahnend, welche Bedeutung St. Pantaleon in Köln viele Jahre später für ihn als Weihekandidat und als Priester gewinnen sollte. In St. Pantaleon war er Diakon, in St. Pantaleon hielt er seine Primizmesse, und in St. Pantaleon hat er seitdem häufig und gern die dort tätigen Priester vertreten und in der Grabeskirche der Kaiserin Theophanu (955/60-991) über dem Grab des hl. Erzbischofs Bruno I. von Köln (925-965, Erzbischof seit 953) die Heilige Messe gefeiert oder an der Seite eines der Confratres konzelebriert. In St. Pantaleon in Köln hat er am 23. März 2014 aus Anlass seines 65. Geburtstags ein feierliches Hochamt zelebriert, wobei etliche andere Priester konzelebrierten. In St. Pantaleon hielt er als Hauptzelebrant gemeinsam mit anderen Priestern im Rahmen der von ihm in der Universität zu Köln organisierten und veranstalteten „5th Biennual International Conference of the International Association for the Study of the Philosophy of Edith Stein (IASPES)“ am 15. August 2019 eine feierliche Heilige Messe in den vier Kongresssprechen Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.
Seit dem 1. Januar 2015 besitzt er – als Hauptwohnsitz neben einem Landhaus am Stadtrand von Hagen im Sauerland – die seit Jahrzehnten gesuchte Eigentumswohnung in der 17. Etage eines sehr gepflegten Hochhauses direkt am linken Rheinufer, aus deren Fenstern sich ein an Großartigkeit kaum überbietbarer Blick über ganz Köln – auf den Dom, die gesamte Innenstadt, viele der von ihm so sehr geliebten romanischen Kirchen, beide Rheinufer und die Rheinbrücken sowie die Ringe und die Stadtteile Sülz, Lindenthal, Ehrenfeld und Nippes, aber auch nach Osten hin über die Stadtteile Deutz, Kalk und Mülheim bis weit in das Bergische Land – eröffnet. In Köln, wo er einen Teil seines Studiums absolviert und einen seiner akademischen Grade erworben hat, besitzt er an der Universität zu Köln seit dem 11. Januar 1984 eine seiner beiden akademischen Lehrberechtigungen (venia legendi) – die andere an der Universität Fribourg in der Schweiz – ; in Köln ist er seit seiner Priesterweihe am 22. Februar 2011 als Priester der Erzdiözese Köln inkardiniert und wirkt in der Domstadt am Rhein als Priester.
Während ihn das ihm mit dem Westteil der Stadt seit 1963 gut und mit dem Ostteil, wo es in Berlin-Lichterfelde Verwandte gab, flüchtig bekannte und in all den Jahren häufig aufgesuchte Berlin – von den Museen der Stiftung Preussischer Kulturbesitz abgesehen – früher als geteilte Stadt nicht anzog und heute als deutsche Hauptstadt langweilt, hat Harm Klueting sehr gern in Wien gelebt und, wann immer er konnte, New York City aufgesucht, wo er u.a. den Spuren seines New Yorker Musiker-Onkels (siehe dazu auf der Seite „Familie“) nachspüren konnte, der dort im Stadtteil Manhattan in dem Haus St. Mark’s Place 48 gelebt hat, dessen Eigentümer die German Methodist Church war. Atlanta im US-Bundestaat Georgia, wo Harm Klueting als Gastprofessor lehrte (siehe unten), blieb ihm hingegen ebenso fremd wie überhaupt die Südstaaten der USA. Seit 1987 verbringt er Jahr für Jahr einige Zeit in Rom (siehe unten: „Das christliche Rom“). Sehr eng ist die Beziehung zu Paris (siehe unten: „Paris, Séminaire des Carmes“ und „Paris, Librairie Vrin“), wo der Vater im Zweiten Weltkrieg als deutscher Besatzungssoldat war, um den Sohn später zu lehren, dass Krieg nicht sein darf, am wenigsten Krieg zwischen Deutschen und Franzosen. Da trifft es sich gut, dass die Bahnfahrt vom Hauptbahnhof in Köln zur Gare du Nord in Paris kürzer ist als die Bahnfahrt von Köln nach Berlin.
Halle (Saale) / DDR 1982 und 1986. Längere Aufenthalte zu Archivstudien im damaligen Zentralen Staatsarchiv der DDR in Merseburg mit behördlich angewiesener Wohnung in einem Hotel in Halle (Saale) – „Interhotel Stadt Halle“ – gaben Harm Klueting Gelegenheit, Halle auf täglichen abendlichen Fußwanderungen und die Umgebung von Halle und Merseburg auf Fahrten mit dem aus Westdeutschland mitgebrachten Auto kennen zu lernen. So vermittelten sich ihm Eindrücke von den Lebensverhältnissen in der damaligen DDR. Dabei gaben die beiden durch vier Jahre getrennten Aufenthalte auch einen Eindruck für den in dieser Zeit eingetretenen, 1986 im Vergleich mit 1982 deutlich wahrnehmbaren Wandel, der das Ende der DDR 1989/90 aber noch nicht erahnen ließ.
Die Schweizer Alpen, das Wallis, Südfrankreich und Italien. Von 1987 bis 2014 war das Dorf Oberwald im Kanton Wallis (Bistum Sitten / Sion) hoch oben im Tal der Rhône und nahe dem Rhônegletscher Lebensort der ganzen Familie während langer Sommerwochen und nicht nur Ausgangspunkt alpiner Hochtouren, sondern auch vieler Auto- oder Eisenbahnreisen nach Italien und in den Süden Frankreichs, die das Chalet über Oberwald oft für Tage leer stehen lassen. Dabei wurde das Chalet Hurlevent am Hang des Hungerbergs über dem Dorf Oberwald – einem Dorf mit damals rund 260 ständigen Bewohnern in 1.377 Metern Höhe über dem Meer (am Bahnhof Oberwald der Matterhorn-Gotthard-Bahn) – zu einer Art zweiter Heimat. Hier entstanden inmitten blumenübersäter Alpenwiesen Bücher, Aufsätze und Vorlesungsmanuskripte; hier wurden unter der Sonne des Walliser Sommers in gemeinsamem Studium griechische Kirchenväter gelesen; hier werden auch oft Freunde bewirtet und beherbergt; hier gab es einen Ort sommerlichen Glücklichseins. Doch gab es seit 2012 ein zweites, alternativ genutztes Domizil in Gestalt eines Gîte in einem einsamen, nur aus einem Bauernhof und zwei weiteren Häusern bestehenden Weiler in der südlichen Avergne im französischen Département Haute-Loire (Bistum Le Puy-en-Velay). Die starke Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro seit dem 15. Januar 2015 und die dadurch erheblich gestiegenen Kosten waren der Grund, Oberwald und das Chalet Hurlevent nach 28 Jahren zugunsten der Auvergne gänzlich aufzugeben. Die seitdem im Dorf Oberwald und in seiner Umgebung eingetretenen starken Veränderungen (u.a. die Errichtung eines Kraftwerkes in unmittelbarer Nähe des früher idyllisch gelegenen Chalets) ließen diese Entscheidung im Nachhinein als richtig erscheinen.
Das Chalet Hurlevent über Oberwald im Schweizer Wallis am Hang des Hungerberges in etwa 1.400 Metern Höhe über dem Meer. (Photo: Dr. Edeltraud Klueting, 2000)
Sommer 1999: Harm Klueting auf dem Balkon des Chalets Hurlevent über Oberwald bei der Arbeit an einem Buch, im Hintergrund das oberste Rhônetal unterhalb des Rhônegletschers – die Stunde vor dem Mittagessen, weil der Tisch auf dem Balkon zur Einnahme des Familien-Mittagessens geräumt werden musste; am Nachmittag wurde es auf dem nach Südwesten gelegenen Balkon unter der Sonne des Hochsommers zu warm und oft auch zu windig (Hurlevent, französisch für stürmische Höhe), so dass der Arbeitsplatz in das Innere des Hauses verlegt werden musste. (Photo: Dr. Edeltraud Klueting, 1999)
Japan 1990. Reise nach Japan auf Einladung des Deutschen Instituts für Japan-Studien in Tokyo, in dessen Vortragssaal Harm Klueting am 16.12.1990 auf Deutsch einen Vortrag über Engelbert Kaempfer (1651-1716), die Hexenverfolgungen in Deutschland und die frühe Aufklärung hielt, der danach zweimal in japanischer Übersetzung veröffentlicht wurde. Lange Fußwanderungen durch Tokyo, Gespräche mit dem damaligen Direktor des Deutschen Instituts für Japan-Studien, des Bonner Japanologen Prof. Dr. phil. Josef Kreiner (*1940), Reisen nach Osaka, Kobe und Kyoto und ein mehrtägiger Aufenthalt in einem japanischen Privathaus in Takarazuka bei Kobe vermittelten reiche Eindrücke. Unvergesslich bleibt der 24. Dezember 1990 in Hiroshima.
Leicester (England) 1991. Mit der leider nur kurzen Lehrtätigkeit an der University of Leicester, an deren Department for Sociology Norbert Elias (1897-1990), der Verfasser des Werkes „Der Prozeß der Zivilisation“, als jüdischer Emigrant aus Deutschland von 1954 bis 1962 gelehrt hatte, erfüllte sich für Harm Klueting – nach Studienzeiten an der University of Edinburgh (Scotland) – der Wunsch nach einer Lehrtätigkeit an einer britischen Universität.
Atlanta, Georgia (USA) 1992. Die Gastprofessur an der Emory University vermittelte Harm Klueting die Bekanntschaft mit einer hervorragenden amerikanischen Universität, Einblicke in das amerikanische Universitätsleben und Universitätssystem und auf vielen Reisen auch die Kenntnis des Südostens der USA mit den Staaten Georgia, Alabama, South Carolina, Mississippi und Louisiana. Die USA kannte er vorher schon durch Besuche in New York City, New Brunswick (New Jersey), Princeton (New Jersey) und Washington D. C. im Jahre 1988, bevor er 2003 nach Los Angeles kam und außer California auch die Staaten Nevada, Arizona und New Mexico und 2006 Pittsburgh (Pennsylvania) und erneut New York City und Princeton, 2009 wiederum New York City und 2010 Washington D. C. und San Diego (California) und 2017 Portland (Oregon) besuchte.
Rumänien – Siebenbürgen. Der Ruf auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Sibiu / Hermannnstadt in Rumänien – Institutul Teologic Protestant Clui-Napoca – (siehe im Abschnitt „Biographisches“ bei „Hochschullehrer der Philosophischen und der Theologischen Fakultät“) brachte Harm Klueting in Kontakt zu dem ihm bis dahin unbekannten Rumänien und zu der westrumänischen, jahrhundertlang dem Habsburgerreich, dem Kaisertum Österreich bzw. dem Königreich Ungarn als mehr oder weniger autonomes Großfürstentum angehörenden Siebenbürgen und zu dem deutschsprachigen Luthertum der Deutschrumänen oder Siebenbürger Sachsen und zu deren Geschichte und Kultur. Unvergesslich ist ihm der Gottesdienst, den er am 14.04.2002 mit einer Predigt über Hebr 13,20f. in der Burgkirche von Cisnadie (Heltau) halten durfte (siehe im Abschnitt „Kirche“ bei „Pastorale Dienste (ev.)“), unvergesslich auch die Begegnung mit dem dortigen lutherischen Gemeindepfarrer Pfr. Prof. Dr. theol. Stefan Cosoroaba und seiner Familie, der an der Theologischen Fakultät in Sibiu den Lehrstuhl für Praktische Theologie innehatte.
Burgkirche Heltau (Cisnadie) in Siebenbürgen (Rumänien)
Das christliche Rom. Besondere Anziehungskraft übte seit 1987 und übt immer noch die seit 1987 in jedem Jahr mehrfach aufgesuchte Stadt Rom auf Harm Klueting aus, besonders das christliche Rom mit dem Archivio Segreto Vaticano als Studienort, der Benediktinerabtei San Anselmo auf dem Aventin, wo er bis 2013 als Gast des emeritierten Abtes der Benediktinerabtei Gerleve im Münsterland, Abt em. P. Prof. Dr. theol. Pius Engelbert OSB (* 1936), oft und gern zu Gast war und wo er – ähnlich wie vorher und nachher im Campo Santo Teutonico innerhalb des Vatikanstaates – vorzügliche Übernachtungsquartiere fand, und der Chiesa S. Bonaventura in Palatino als stillem Ort der Einkehr. Neben Abt Pius gab es in Rom immer wunderbare Abende mit gutem Essen und vertrauten Gesprächen mit guten Freunden, so mit dem damaligen Rektor des Campo Santo Teutonico Prof. Dr. theol. Erwin Gatz (1933-2011), mit dem Kölner Diözesanpriester und Mitarbeiter der Gottesdienstkongregation des Heiligen Stuhls (Congregazione per il Culto Divino e la Discipline dei Sacramenti) Msgr. Dr. theol. Stephan Hünseler (1964-2014) und mit Nikolaus Prinz zu Bentheim-Tecklenburg (12.03.1925-27.03.2020), der seit 1970 und bis 2005 lange Jahrzehnte als Maler in Rom lebte und mit seiner Frau Franziska geb. Gräfin Hoyos (1921-2009) in der römischen Altstadt an der Via di Grotta Pienta hinter der Kirche San Andrea della Valle wohnte. Es ist für Harm Klueting ein großer Verlust, dass diese wunderbaren Menschen entweder gestorben sind oder nicht mehr in Rom leben.
Karmel St. Josef und St. Teresa in Innsbruck. Seit 2003 besteht der Kontakt mit dem Konvent der Teresianischen Karmelitinnen in Innsbruck-Mühlau. Harm Klueting erfreut sich häufig der Gastfreundschaft der Innsbrucker Karmelitinnen, feiert in ihrer Klosterkirche die Heilige Messe und hält für die Schwesterm im Großen Sprechzimmer des Klosters auch kirchengeschichtliche Vorlesungen.
Karmel St. Josef und St. Teresa in Innsbruck-Mühlau, gelegen am Hang der sog. Nordkette der Alpen (auf der bayerischen Seite das Karwendelgebirge) hoch über Innsbruck und über dem Inntal. Das Gebäude wurde 2003 anstelle des alten Innsbrucker Karmel bezogen
Paris, Séminaire des Carmes. Die beiden Sommer 2004 und 2005 im Séminaire des Carmes in der seit 1967 und auch nach 2005 immer wieder mehrfach im Jahr aufgesuchten Stadt Paris gaben überreiche Gelegenheit zu intensiver Beschäftigung mit dem französischen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts.
Paris, Librairie Vrin. Die Buchhandlung „Vrin“ an der Place de la Sorbonne ist für Harm Klueting seit Jahren ein Ort der Begegnung mit französischer Philosophie, Theologie und Geistesgeschichte. Für Harm Klueting, einen gelernten Buchhändler, ist die Buchhandlung „Vrin“ in Paris die schönste Buchhandlung der Welt.
Séminaire de Sion à Givisiez chez Fribourg. Als Hochschullehrer der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg (Schweiz) fand Harm Klueting im Herbst 2008 Aufnahme in die Hausgemeinschaft des Priesterseminars des Walliser Bistums Sitten (Sion) in Givisiez bei Fribourg und verbrachte dort bis Herbst 2010 viele glückliche Stunden. Er begegnete dort dem 20 Jahre jüngeren Regens Abbé Dr. theol. Pierre-Yves Maillard – Verfasser des 2001 in Paris erschienenen Werkes „La vision de Dieu chez Thomas d’Aquin. Une lecture de l’Ioannem à la lumière de ses sources augustiniennes“ und jungen, überwiegend französischsprachigen Seminaristen. Im Herbst 2012, lange nach seiner Zeit, zog neben dem Séminaire de Sion auch das von Fribourg dorthin verlegte Priesterseminar des Bistums Lausanne-Genève-Fribourg in das Haus in Givisiez ein. Am 13. Dezember 2013 war Harm Klueting mit seinen Studenten von der Universität Fribourg zu Gast in der Maison des Séminaires in Givisiez und konnte dort in der Hauskapelle die Heilige Messe zelebrieren. Zum Séminaire de Sion siehe auch die Seite „Kirche“.