Begegnungen I – Menschen (Arrivées – hommes, People, who have befallen me)

Trude (Gertrud bzw. Wilhelmine Gertrud) Manskopf, Blumenstillleben, datiert: Cassel (Kassel) Juli 1903, Aquarell, 39 x 25 cm (Rahmen 42 x 32 cm) (Sammlung Prof. Dr. Dr. Harm Klueting). – Die Malerin, Zeichen- und Oberschul-Kunstlehrerin Trude Manskopf ([Mönchengladbach-] Rheydt 12.09.1881-Iserlohn 27.03.1962) war Patentante von Harm Klueting.  

Begegnungen I – Menschen 

Arrivées – hommes, People who have befallen me 

Pfarrer Dr. theol. Karl Burkardt (1902-1978), seit 1927 evangelisch-reformierter Pfarrer in Wiblingwerde (Nachrodt-Wiblingwerde, Märkischer Kreis) und seit 1933/34 in der Bekennenden Kirche – u.a. im Coetus reformierter Prediger um Karl Immer, dem reformierten Gegenstück zu Martin Niemöllers Pfarrernotbund – engagiert und  von 1937 bis 1971 Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hohenlimburg – der Harm Klueting und seine Eltern nicht angehörten – weckte als promovierter Kirchenhistoriker (er war imstande, in lateinischer Sprache zu korrespondieren) und Verwalter der nicht unbedeutenden, heute im Archiv des Landeskirchenamtes in Bielefeld aufgestellten sog. „Möller-Bibliothek“ schon dem zwölf- bis vierzehnjährigen Schüler die Faszination der Kirchengeschichte. Aber Karl Burkardt – von dem es heißt, dass er seinem katholischen Nachbarpfarrer von St. Bonifatius in Hohenlimburg mit Respekt begegnete – erzählte dem wissbegierigen Schüler nicht nur von Luther und Calvin, sondern auch von Thomas von Aquin und vom Mönchtum des Mittelalters. Es ging also schon damals um die „ganze“ Kirchengeschichte, nicht um Kirchengeschichte in konfessioneller Engführung. In Verbindung mit der Religiosität der Eltern (siehe Porträtphoto im Abschnitt „Biographisches“) – der Vater aus dem Luthertum kommend, die Mutter und die Großmutter dem freikirchlichen Pietismus Siegerländer Prägung verbunden – stand damit der Wunsch nach einem Studium der Theologie mit besonderem Interesse an der Kirchengeschichte fest, auch wenn sich dieser Wunsch damals noch ausschließlich auf die evangelische und noch nicht auf die katholische Theologie bezog. Das Thema der Bonner Dissertation von Karl Burkardt, „Zacharias Ursinus in seinem Abhängigkeitsverhältnis von Melanchthon“ (1925 bei Wilhelm Goeters), nahm Harm Klueting mit seinem Artikel „Zacharias Ursinus (1534-1583)“ im 34. Band der „Theologischen Realenzyklopädie“ von 2002 auf.

Ernst Meister (1911-1979), von manchen als „hermetisch“ bezeichneter Lyriker – u.a. Träger des Großen Kunstpreises von Nordrhein-Westfalen und des Petrarca-Preises – lebte sehr zurückgezogen im Ortsteil Haspe von Hagen (Westf.). Mit ihm kam Harm Klueting als Schüler durch seine Eltern in Kontakt. Mit ihm führte er ein während eines Klinikaufenthaltes des um sein Augenlicht kämpfenden Dichters aufgezeichnetes Gespräch, das in der Schülerzeitung „Unsere Note“ des Friedrich-Harkort-Gymnasiums in Herdecke (Ruhr) gedruckt wurde („Unsere Note“ 17, 1966, S. 48-58). Durch ihn kam H. Klueting als Schüler zu frühen literarischen Studien, u.a. über Rainer Maria Rilke („Unsere Note“ 17, 1966, S. 64-70) und zu eigenen lyrischen und prosaischen Versuchen, die teilweise gedruckt wurden („Unsere Note“, Zwischennummer 1967, mehrere Texte). Unter dem Eindruck Ernst Meisters und seiner Lyrik entstand der Wunsch nach einem Studium der Germanistik bzw. der Neueren deutschen Literaturwissenschaft.

Prof. Dr. phil. Christiaan Alphonsus van den Berk (1919-1979). Der niederländische Slavist war – nach seiner Promotion zum Dr. phil. an der Universität Utrecht über „Y a-t-il un substrat čakavien dans le dialecte de Dubrovnik?“ Contribution à l’histoire de la langue serbo-croata“ (Slavistische Drukken en Herdrukken, vol. 16, s’Gravenhage: Mouton 1959), nach der Habilitation und der Lehrtätigkeit als o. Professor an der Universität Hamburg sowie als Gastprofessor an der Universität Bordeaux/Frankreich – von 1966 bis zu seiner Rückkehr an die Universität Hamburg im Jahre 1975 Ordinarius für slavische Philologie an der Ruhr-Universität Bochum mit Interessenschwerpunkten bei der  historischen slavischen Akzentologie und der Phonem- und Allophonietheorie und – 1970 Editor des serbischen Alexanderromans -darüber hinaus der süd- und ostslavischen Philologie. Er weckte bei Harm Klueting das Interesse am Altrussischen und Altkirchenslavischen sowie an der kyrillischen und glagolitischen Paläographie (→ Abbildung aus den Kiever Manuskripten im Abschnitt „Biographisches“), diskutierte aber auch – er hatte neben Slavistik und Allgemeiner Sprachwissenschaft auch katholische Theologie und Philosophie studiert – über Thomas von Aquin und suchte nach Wegen, den hl. Thomas für die Linguistik fruchtbar zu machen. Er war Harm Kluetings erster Doktorvater, der mit ihm mehrere Jahre lang als Hilfskraft in enger persönlicher Beziehung stand, auch wenn er die ihm angebotene Lehrstuhl-Assistentenstelle ausschlug, um nach seiner slavistischen Promotion das Studium in den Fächern Geschichte und Theologie fortzusetzen. Seinem Andenken widmete Harm Klueting 1980 seinen Aufsatz „Klosterbibliotheken im Herzogtum Westfalen am Ende des 18. Jahrhunderts“ im 7. Band der „Zeitschrift für historische Forschung“, der auf einen am 6. Februar 1979 – wenige Tage nach seinem Tod am 30. Januar 1979 – gehaltenen Vortrag zurückging. 

Im Auftrag der Familie van den Berk vermittelte Prof. Klueting 2014 die Schenkung des wissenschaftlichen Nachlasses und der Bibliothek von Christiaan Alphonsus van den Berk an das Institut für Slawistik der Universität Wien (Univ.-Prof. Dr. phil. Fedor B. Poljakov).

Prof. Dr. phil. Christiaan Alphonsus van den Berk (Nieuwenhagen/NL 31.01.1919-Buchholz in der Nordheide 30.01.1979) (Photo: privat)

Prof. Dr. phil. Dietrich Gerhardt (1911-2011). Ordinarius der slavischen Philologie an der Universität Hamburg. Ihm begegnete Harm Klueting Pfingsten 1973 im Wohnhaus von Christiaan Alphonsus van den Berk in Holm-Seppensen in der nördlichen Lüneburger Heide, tief beeindruckt von dieser Gelehrtenpersönlichkeit.

Prof. Dr. phil. Ingrid Strohschneider-Kohrs (1922-2014), Lehrstuhlinhaberin der Neueren deutschen Literaturgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum von 1964 bis zu ihrer Emeritierung 1987 und Autorin so bedeutender Werke wie „Die romantische Ironie in Theorie und Gestaltung“ (1960, 3. Aufl. 2002) – ihrer Münchener Habilitationsschrift – , „Vom Prinzip des Maßes in Lessings Kritik“ (1969) oder „Vernunft als Weisheit. Studien zum späten Lessing“ (1991), war Harm Kluetings Lehrerin im Fach Germanistik und bei seiner ersten Promotion Nebenfachprüferin im Rigorosum. Ihr verdankt er gründliche Kenntnisse der deutschen Literatur von der Barockdichtung bis zum Expressionismus. Von den hohen intellektuellen Anforderungen, die sie in einem heute unvorstellbaren Ausmaß an ihre Studenten stellte, stets beeindruckt und dadurch angezogen, hielt er viele Jahre lang Kontakt mit der hochbetagt in Gauting bei München lebenden Gelehrten. Die Distanzierung wurde von ihr 2009 herbeigeführt, weil sie sich von Harm Klueting mit ihrer Schrift „Historische Wahrheit der Religion. Hinweise zu Lessings Erziehungsschrift“ (2009)  nicht verstanden glaubte, und weil es unterschiedliche Auffassungen über Papst Benedikt XVI. gab. Sie starb hochbetagt an ihrem bald nach der Bochumer Emeritierung gewählten Altersruhesitz Gauting bei München. Die von einer Dame „im Namen der Freunde“ – Angehörige hatte die kinderlose Gelehrte seit dem viele Jahre zurückliegenden Tod ihres Ehemannes keine mehr – aufgegebene Todesanzeige (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.2014) stand unter dem Wort  „Wir haben hier keine bleidende Stadt“ (Hebr 13,14).

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Prof. Dr. phil. Ingrid Strohschneider-Kohrs (Hamburg 26.08.1922-Gauting bei München 27.09.2014). (Photo: privat)

Privatdozentin Dr. phil. et theol. habil. Edeltraud Klueting T.OCarm, M. A., Dipl.-Theol. (* Mülheim a. d. Ruhr 1951) Eine Konstante im intellektuellen Leben von Harm Klueting bildet das Gespräch mit seiner Ehefrau. 2007 widmete er ihr sein Buch „Das Konfessionelle Zeitalter. Europa zwischen Mittelalter und Moderne. Kirchengeschichte und Allgemeine Geschichte“ mit den Worten: „Vor allem gilt der Dank meiner Frau Dr. Edeltraud Klueting, die als lehrende, forschende und publizierende Mediävistin und Kirchenhistorikerin über die Jahre hin Mitdenkende war und ist. Ihr soll das Buch gewidmet sein“. Sie hat an der Universität Bochum Geschichte (Schwerpunkt: Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften), Katholische Theologie, Germanistik und Philosophie studiert, war Stipendiatin der Hochbegabtenförderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes – nach dem Abitur in Oberhausen als bester Abiturient / beste Abiturientin aller Gymnasien der Ruhrgebiets-Großstadt Oberhausen ihres Abiturjahrgangs Trägerin des Preises der Gute-Hoffnungs-Hütte (GHH) in Oberhausen, damals eines der größten deutschen Montan- und Maschinenbauunternehmen – und wirkt seit mehreren Jahrzehnten zuerst als Wissenschaftliche Referentin und später als Ltd. Wissenschaftliche Direktorin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster, Hauptgeschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes (bis Sommer 2017), als Mitglied im Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) (bis November 2019) und in ähnlichen Funktionen und war viele Jahre lang Lehrbeauftragte für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster und einige Semester lang an der Universität Innsbruck. Einen Ruf auf einen Lehrstuhl an einer Hochschule in Baden-Württemberg schlug sie ebenso aus wie das Angebot der Position der Kulturdezernentin einer interessanten rheinischen Großstadt. 2004 entschloss sie sich zum Eintritt in den Karmelitenorden (Tertius Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo) und legte am 27. August 2005 im Kloster Springiersbach an der Mosel Feierliche Profess ab (→ http://edeltraud-klueting.eu). 2012 legte sie, gemeinsam mit zwei Mitbrüdern aus dem Karmelitenorden, ihr großes, 1032 Seiten umfassendes Werk „Monasticon Carmelitanum. Die Klöster des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart“ vor. Seit 2016 ist sie Leiterin des Forschungsinstituts der Deutschen Provinz der Karmeliten (O.Carm) in Bamberg. Sie ist auch Mitglied im Comitato Centrale des Institutum Carmelitanum in Rom. 2023 habilitierte sie sich im Alter von 72 Jahren an der Theologischen Fakultät Paderborn für Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Bistumsgeschichte.

Prof. Dr. phil. Erich Meuthen (Mönchengladbach 31.05.1929-Köln 11.06.2018). Der prägendste Lehrer in seinem Geschichtsstudium war für Harm Klueting weder der Betreuer seiner geschichtswissenschaftlichen Magisterprüfung, Prof. Dr. phil. Leo Haupts (15.03.1927-19.10.2024) – zu seinem 65. Geburtstag gab Harm Klueting 1992 die Festschrift „Nation, Nationalismus, Postnation. Beiträge zur Identitätsfindung der Deutschen im 19. und 20. Jahrhundert“ heraus – , noch der Mentor seiner ersten Habilitation, Prof. Dr. phil. Johannes Kunisch (1937-2015) – ihm widmete er 1997 zum 60. Geburtstag unter dem Titel „Mirakel Brandenburg“ einen Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wie er 2002 zu seiner Festschrift zum 65. Geburtstag den Aufsatz „Grafschaft und Großmacht. Mindermächtige Reichsstände unter dem Schutz des Reiches oder Schachfiguren im Wechselspiel von Großmachtinteressen: Der Weg der Grafschaft Tecklenburg vom gräflichen Territorium zur preußischen Provinz“ beitrug – , sondern der Kölner Mediävist und Nikolaus Cusanus-Forscher Erich Meuthen. Ihm verdankt Harm Klueting sein Verständnis des Spätmittelalters und seine Sicht auf die Kontinuitäten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. 

Die von H. Klueting initiierte Traueranzeige der mit einer von Prof. Dr. Johannes Kunisch betreuten Habilitationsschrift in Köln habilitierten oder mit einer von ihm betreuten Dissertation promovierten und andernorts mit einer von einem anderen Mentor betreuten Habilitationsschrift habilitierten Schüler erschien am 11. März 2015 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Prof. Dr. phil. Heinz Gollwitzer (1917-1999), Ordinarius der Neueren und Neuesten Geschichte an der Universität Münster von 1957 bis zu seiner Emeritierung 1982. Ihm begegnete Harm Klueting in den 1970er Jahren, woraufhin es vor allem nach dessen Emeritierung zu einer zeitweise intensiven Beziehung kam.

Prof. Dr. theol. Johann Friedrich Gerhard Goeters (1926-1996). Seit der ersten Begegnung am 28. Oktober 1977 in Rheda-Wiedenbrück war Harm Klueting mit dem Bonner evangelischen Theologen und Kirchenhistoriker verbunden, nach dessen Tod er unter dem – ein Goeters-Briefzitat wiedergebenden – Titel „‚So sammle ich weiter. Gerade die dubiose Gegenwartsentwicklung nötigt zur Historie‘: Johann Friedrich Gerhard Goeters. Doktor und Professor der Theologie (1926-1996). Ein Porträt statt eines Nachrufes“ in Band 91 des „Jahrbuchs für Westfälische Kirchengeschichte“ von 1997 eine umfassende Würdigung veröffentlichte, nachdem er sich 1991 schon mit einem Beitrag über den Kölner Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg (1547-1601) an der Festschrift zu seinem 65. Geburtstag beteiligt hatte. Auf Harm Klueting geht die Initiative zur Stiftung des „J. F. Gerhard Goeters-Preises“ zurück, der 2013 zum siebten Mal von der „Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus“ verliehen wurde. J. F. G. Goeters, der in der Evangelischen Kirche im Rheinland ordiniert und ein Sohn des Bonner evangelischen Kirchenhistorikers Wilhelm Goeters war, hatte sich nach seiner theologischen Promotion an der Universität Zürich (Theol. Diss: „Ludwig Hätzer, ca. 1500-1529. Spiritualist und Antitrinitarier. Eine Randfigur der frühen Täuferbewegung“, Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, Bd. 25, Gütersloh 1957) in Bonn mit der Edition des Kurpfalz-Bandes der Evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts (Die Ev. Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. Hrsg. von Emil Sehling, Bd. 14, Tübingen 1969) als Kirchenhistoriker habilitiert und als Lehrstuhlinhaber in Münster und in Bonn eine große Zahl an Editionen und kirchengeschichtlichen Aufsätzen vorgelegt (teilweise gesammelt in: J. F. G. Goeters, Studien zur niederrheinischen Reformationsgeschichte. Hrsg. von Dietrich Meyer, Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, Bd. 153, Köln 2002).                                      

Prof. D. Dr. theol. Dr. phil. Robert Stupperich (1904-2003) Seit einer ersten Begegnung beim „Tag der westfälischen Kirchengeschichte“ am 27. September 1977 in Minden an der Weser war Harm Klueting mit dem evangelischen Theologen – ordinierten evangelischen Geistlichen – und langjährigen Ordinarius der Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster verbunden. Von ihm übernahm er 1993 in der Historischen Kommission für Westfalen den Vorsitz des Ausschusses für biographische Veröffentlichungen (beibehalten bis zur Zusammenlegung dieses Ausschusses mit einem anderen Ausschuss 2009). Seinem Andenken widmete er 2003 die Druckfassung seiner theologischen Dissertation. Robert Stupperich war u.a. ein hervorragender Erforscher der westfälischen Reformationsgeschichte, der Geschichte der Täufer und der Täuferherrschaft in Münster 1534/35, des Fraterhauses in Herford und des christlichen Humanismus. Von ihm stammen wichtige Arbeiten zu Erasmus von Rotterdam und zu Martin Bucer, aber auch zur Ostkirchenkunde und zur Kirchengeschichte Russlands (darunter zu Filaret Romanov und zu Feofan Prokopovič). In hohem Alter legte er seine monumentale Biographie des Generalsuperintendenten der Kurmark (1925-1933) und evangelischen Bischofs von Berlin (1945-1966) Otto Dibelius (1880-1967) vor („Otto Dibelius. Ein evangelischer Bischof im Umbruch der Zeiten“, Göttingen 1989), dem er in jungen Jahren in Berlin als enger Mitarbeiter verbunden war.

Prof. Dr. phil. Dr. iur. h. c. Hermann Heimpel (1901-1988). Dem Mediävisten und langjährigen Direktor des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen begegnete Harm Klueting 1979 in Göttingen. Unvergesslich ist ihm eine gemeinsame Fahrt durch Mainfranken im Frühjahr 1980, die u.a. nach Wässerndorf führte, wo der 1945 aus dem Berlin der Endkämpfe des Zweiten Weltkriegs geflüchtete Historiker Friedrich Meinecke (1862-1954) „Die deutsche Katastrophe“ niederzuschreiben begonnen hatte. Friedrich Meinecke war Gegenstand der Kölner Antrittsvorlesung als Privatdozent, die Harm Klueting zum Abschluss seines ersten Habilitationsverfahrens am 7. Februar 1984 in der Kölner Universität unter dem Titel „‚Vernunftrepublikanismus‘ und ‚Vertrauensdiktatur‘: Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik“ hielt. Die Vorlesung wurde in Band 242 der „Historischen Zeitschrift“ von 1986 veröffentlicht.

Prof. D. Dr. theol. Martin Brecht D. D. (1932-2021), evangelischer Theologe – ordinierter evangelischer Geistlicher – und als Nachfolger Robert Stupperichs bis zu seiner Emeritierung 1997 Ordinarius der Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, war der Betreuer der theologischen (kirchengeschichtlichen) Dissertation von Harm Klueting. 2003 erschien die von Christian Peters und Jürgen Kampmann herausgegebene Festschrift „Fides et Pietas“ zum 70. Geburtstag von Martin Brecht in der von Harm Klueting herausgegebenen Reihe „Historia profana et ecclesiastica“, die auch einen eigenen Beitrag von Harm Klueting enthält. Martin Brecht ist ein international hervorragender Lutherforscher und ein Pietismusforscher von internationalem Rang. Seine dreibändige Luther-Biographie aus den Jahren 1981 bis 1987 empfiehlt Harm Klueting neben jüngeren Arbeiten anderer Verfasser stets seinen Studenten.

Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Konrad Repgen (1923-2017). Harm Klueting begegnete dem Bonner Historiker Konrad Repgen zuerst 1977 in Münster und danach viele Male. Er ist stolz darauf, der letzte Lehrstuhlvertreter Konrad Repgens an der Universität Bonn gewesen zu sein.

Prof. Dr. phil. Heinrich Lutz (1922-1986). Während des Forschungsaufenthaltes als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Wien 1980 bis 1982 kam es zum Kontakt mit dem Ordinarius der Geschichte der Neuzeit der Universität Wien, Heinrich Lutz. Ihm verdankt H. Klueting wichtige Perspektiven auf die Geschichte des 16. Jahrhunderts und auf das Werk des französischen Historikers Fernand Braudel (1902-1985).

Prof. Dr. phil. Grete (Walter-) Klingenstein (*1939). Auf Harm Kluetings Wiener Zeit geht auch der Kontakt mit der Neuhistorikerin und damaligen Lehrstuhlinhaberin der Universität Graz Grete Klingenstein zurück, der auch den privaten Bereich einbezog. Mit ihr war und ist er im Gespräch über die Geschichte Österreichs im theresianisch-josephinischen 18. Jahrhundert.

Prof. Dr. theol. Dr. phil. h. c. Erwin Iserloh (1915-1996). Dem katholischen Theologen, Priester (seit 1940), Domkapitular (Münster) und Inhaber des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster von 1967 bis 1983 begegnete Harm Klueting seit 1975 im Rahmen des heute nicht mehr bestehenden Historischen Vereins zu Münster und seit seiner Zuwahl 1984 im Rahmen der Historischen Kommission für Westfalen und darüber hinaus auch andernorts. Den Gesprächen mit Erwin Iserloh verdankt Harm Klueting einen anderen Blick auf Martin Luther und die Reformation als er ihm von seinen  Lehrern in der evangelischen Theologie vermittelt worden war. So wäre sein zweibändiges Werk „Das Konfessionelle Zeitalter. Europa zwischen Mittelalter und Moderne. Kirchengeschichte und Allgemeine Geschichte“ (Bd. 1: Darmstadt 2007, Bd. 2: Berlin 2009) ohne den Einfluss Erwin Iserlohs kam denkbar gewesen. Hier nur zu nennen ist Erwin Iserlohs „Geschichte und Theologie der Reformation im Grundriss“, Paderborn 1980.

Prof. Dr. phil. Dr. theol. h. c. Norbert Hinske (*1931). Die Begegnung mit dem Trierer Philosophieprofessor und hervorragenden Kenner Immanuel Kants Mitte der 1980er Jahre in Wolfenbüttel verdankt Harm Klueting der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts. Norbert Hinske war dem jungen Privatdozenten ein liebenswerter und verständnisvoller Wegweiser und Helfer.

Prof. Derek Beales Ph. D. (1931-2023), Professor of Modern History at the University of Cambridge and Fellow of Sidney Sussex College. Nachdem Harm Klueting den 1987 erschienenen ersten Band der Biographie Kaiser Josephs II. des englischen Historikers 1989 in der „Historischen Zeitschrift“ rezensiert hatte, begegnete er Derek Beales erstmals persönlich 1996 in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest. Daraus entstand eine fruchtbare Beziehung. Im Vorwort seines großen Werkes „Prosperity and Plunder. European Catholic Monasteries in the Age of Revolution 1650-1815“ (2003, deutsch: „Europäische Klöster im Zeitalter der Revolution 1650-1815“, 2008) dankt Derek Beales neben anderen „Professor Harm Klueting“ für Anregungen. Die Verbindung mit Derek Beales machte es möglich, dass Harm Klueting seinen Kölner Schüler Torsten Riotte (M. A. in Köln 1999) zur Promotion zum Ph. D. nach Cambridge vermittelte, an dessen feierlicher Promotion Harm Klueting am 13. Dezember 2003 in der Kapelle des Corpus Christi College in Cambridge teilnehmen konnte.

Prof. Dr. Peter Paret (1924-2020). Harm Klueting lernte den 1924 in Berlin geborenen amerikanischen Historiker Peter Paret im September 2005 auf der Tagung „Gli imperi dopo l’Impero nell’Europa del XIX secolo“ in Trient / Trento, Italien, kennen, an der beide als Referenten beteiligt waren. Daraus entstand ein interessanter und bereichernder Gesprächskontakt, der jahrelang anhielt. Im Anschluss an eine Tagung und einen Vortrag in Pittsburgh (Pennsylvania, USA) im September 2006 und einen längeren Aufenthalt in New York besuchte er Peter Paret auf dessen Einladung in Princeton (New Jersey, USA) und mit ihm das Institute for Advanced Study in Princeton. Die wunderbaren Stunden in Peter Parets Haus auf dem Campus der Princeton University, der einstmals von dem Atomphysiker Robert Oppenheimer bewohnten Villa, am 2. Oktober 2006 bleiben unvergesslich.

Prof. Dr. iur. Dres. theol. h. c. Christoph Link (*1933). Dem Erlanger – zuvor in Wien, Salzburg und Göttingen als Ordinarius tätigen – Lehrstuhlinhaber für Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht und Verfassungsgeschichte begegnete Harm Klueting zuerst auf dem 31. Deutschen Rechtshistorikertag Ende September 1996 in Wien – dort hielt er den 1998 im 37. Band der Zeitschrift „Der Staat“ publizierten Vortrag „‚Quidquid est in territorio, etiam est de territorio‘. Josephinisches Staatskirchentum als rationaler Territorialismus“ – und danach u.a. im Privathaus des Emeritus in Lingueglietta in Ligurien.


Pastor Ulrich Herdieckerhoff (1931-2007), Pastor em. der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Ihm begegnete Harm Klueting 1995 bei einer Tagung der Luther-Akademie in Ratzeburg. Ihm verdankt er manche theologische Einsicht und viele Anregungen. Zu den ökumenischen Gottesdiensten, die Harm Klueting – damals noch evangelischer Prediger – von 2000 bis 2004 regelmäßig gemeinsam mit dem Dominikanerpater P. Antoninus Walter OP in der evangelischen Klinikkirche der Kölner Universitätsklinik hielt, trug Ulrich Herdieckerhoff als anerkannter Kirchenmusiker, der er auch war, als Kantor und Organist bei. Die gedruckte Sammlung von Predigten aus diesen Gottesdiensten, die 2005 unter dem Titel „Auf dem Weg nach Emmaus“ erschien, haben wir ihm mit Worten gewidmet, die so enden: „An den beiden letzten Gottesdiensten konnte er nicht mehr teilnehmen, nachdem ihn mehrere Schlaganfälle zum Pflegefall gemacht hatten. Ihm möchten wir diese Predigtsammlung widmen“.

Dr. phil. Edith Stein (Sr. Teresia Benedicta a Cruce OCD) (1891-1942). Als Harm Klueting im März 1949 geboren wurde, war die am 9. August 1942 in den Gaskammern von Auschwitz ermordete Edith Stein schon seit mehr als fünf Jahren tot. Eine persönliche Begegnung mit der 1998 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochenen Philosophin und Karmelitin konnte es deshalb nicht geben. Umso intensiver war die intellektuelle und spirituelle Begegnung, die Harm Klueting dem Studium des Werkes und des Lebens Edith Steins verdankt. Er hat zu Edith Stein mehrere Arbeiten verfasst, darunter Harm Klueting: Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer. Zwei Wege in der Nachfolge Christi. Leutesdorf: Johannes-Verlag 2004 [jetzt Trier: Paulinus]; Harm Klueting: Teresia Benedicta a Cruce. Theologie der Kreuzesnachfolge. In: Joachim Kardinal Meisner (Hrsg.), Edith Stein – Jüdische Christin und christliche Jüdin. Kevelaer: Butzon & Bercker 2006, S. 61-85; Harm Klueting: „Secretum meum mihi“. Eine Anmerkung zu Edith Stein. In: Edith-Stein-Jahrbuch 11 (2005), S. 65-75. – Am 25. Juni 2011 hielt Harm Klueting auf der „First Conference of The International Association of the Philosophy of Edith Stein“ (IASPES) in der National University of Ireland in Maynooth bei Dublin (Irland) den Vortrag „Edith Stein and John of the Cross: An intellectual and spiritual relation from Husserl’s seminary in 1918 to the gas chamber of Auschwitz“ (Druck in: Intersubjectivity, Humanity, Being. Edith Stein’s Phenomenology and Christian Philosophy, ed. by Mette Lebech and John Haydn Gurnin, Oxford 1015, S. 467-483). – Am 19. Oktober 2011 folgte, wenige Tage nach der 120. Wiederkehr ihres Geburtstags (12.10.1891 in Breslau), sein  Vortrag „Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer“ – auch Bonhoeffer wurde in Breslau geboren – in Wroclaw (Polen) (Druck in polnischer Übersetzung unter dem Titel: „Edyta Stein i Dietrich Bonhoeffer“ in: Wokól mysli Edyty Stein sw. Teresy Benedykty od Krzyza, hrsg. von Jerzy Machnacz, Monika Malek u. Krzysztof Serafin, Kraków 2012, S. 69-84). – Am 9. August 2012 hielt Harm Klueting aus Anlass der 70. Wiederkehr ihres Todes am 9. August 1942 in Auschwitz in der Kirche des Karmels von Innsbruck (Karmel St. Josef, Innsbruck-Mühlau) den Feierlichen Gedenk-Gottesdienst (Eucharistiefeier und Festpredigt) zum Tag der hl. Teresia Benedicta a Cruce. – Am 13. Juni 2013 referierte er auf der „Second Conference of IASPES“  im King’s University University College der Western University in London, Ontario / Canada über „Martyrdom as perfecion of life in Christian tradition and in Edith Stein’s thinking“ (Druck in: Edith Stein. Women, Social-Political Philosophy, Theology, Metaphysics, and Public History, ed. Antonio Calcagno, Heidelberg / New York 2016, S. 181-193). – Am 9. Juni 2016 sprach er auf der „Fourth Conference of IASPES in der University of Portland in Portland, Oregon / USA über „Thinking on History: Edith Stein’s Outline of the Principles of History“ (im Druck). – Im Sommer 2019 (15.-17.08.2019) richtete Harm Klueting in der Universität zu Köln die „Fifth Conference of IASPES“ mit rund 60 Vorträgen in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache aus. Der Tagungsband erschien 2021: Edith Stein’s Itinerary. Phemonology, Christian Philosophy, and Carmelite Spirituality – Edith Steins intellektueller Weg. Phänomenologie, Christliche Philosophie und karmelitische Spiritualität. Ed. by Harm Klueting and Edeltraud Klueting. (Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Provinz der Karmeliten, Bd. 4) Münster: Aschendorff 2021. XXXIII u. 694 S. ISBN 978-3-402-12141-2

Sr. Teresia Benedicta a Cruce OCD (Dr. phil. Edith Stein), geb. in Breslau am 12.10.1891, gest. in den Gaskammern von Auschwitz am 09.08.1942, Philosophin, Konvertitin und Karmelitin seit ihrem Eintritt in den Karmel in Köln 1933, heiliggesprochen durch Papst Johannes Paul II. am 11.10.1998. (Photo: Aschendorff, Münster) – Ein anderes Porträtphoto Edith Steins auf der Seite „Kirche“.     


P. Antoninus Walter O.P. (6.5.1967-9.9.2015). Mit dem 18 Jahre jüngeren Dominikanerpater, dem er Anfang 2000 in Köln begegnete, hat Harm Klueting – damals noch evangelischer Prädikant – von 2000 bis 2004 regelmäßig einmal im Monat einen ökumenischen Gottesdienst für Studenten und Professoren in der evangelischen Klinikkirche der Kölner Universitätsklinik gehalten. Ein Teil der Predigten liegt als Predigtsammlung in Buchform unter dem Titel „Auf dem Weg nach Emmaus seit 2005 gedruckt vor. Aus der Hand des Paters Antoninus empfing Harm Klueting nach seinem Übertritt in die römisch-katholische Kirche – am 15. Oktober 2004 in der Klosterkirche St. Andreas des Dominikanerklosters in der Düsseldorfer Altstadt – die Firmung. P. Antoninus starb, nachdem er am 27.8.2015 auf einer Reise in Jerewan einen Herzinfarkt erlitten hatte, am 9.9.2015 in Berlin. An den Exequien in der Klosterkirche St. Paulus in Berlin am 22.9.2015 nahm Harm Klueting als konzelebrierender Priester teil.  

Dr. phil. Christine Christ-von Wedel (*16.06.1948 in Reinbek bei Hamburg) und Pfarrer Dr. theol. Hieronymus Christ (*18.10.1940 in Basel).

Die Bekanntschaft mit der hervorragenden und bald danach als solche auch international bekannt gewordenen Erasmus von Rotterdam-Forscherin Christine Christ-von Wedel, 1979 in Basel mit der bei Werner Kaegi entstandenen Dissertation „Das Nichtwissen bei Erasmus von Rotterdam“ (im Druck Basel 1981) zur Dr. phil. promoviert, geht auf den 1. November 1997 und auf die Tagung „100 Jahre Zwingli-Verein“ in Zürich zurück, an der Christine Christ-von Wedel und Harm Klueting als Referenten beteiligt waren. Daraus entstand eine gute Freundschaft, in die auch die Ehepartner, der langjährige reformierte Pfarrer der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau in Frauenfeld, der seit seiner Emeritierung mit seiner Frau in Basel lebende und 1971 in Basel als Alttestamentler mit der Dissertation „Blutvergiessen im Alten Testament. Der gewaltsame Tod des Menschen, untersucht am hebräischen Wort dām“ (im Druck Basel 1977) zum Dr. theol. promovierte Hieronymus Christ – geprägt durch seine Herkunft aus einer traditionsreichen Familie der Basler bürgerlichen Oberschicht – , und Dr. phil. Edeltraud Klueting einbezogen waren und sind. 2003 erschien als Band 5 der von Harm Klueting herausgegebenen Buchreihe „Historia profana et ecclesiastica“ das Werk von Christine Christ-von Wedel „Erasmus von Rotterdam. Anwalt eines neuzeitlichen Christentums“. Das aus dem Mittelalter stammende, schon vor dem Basler Erdbeben von 1356 erwähnte Haus am Mühlenberg über dem Rheinufer um Schatten des Basler Münsters, das das Ehepaar Christ-von Wedel bis 2022 besaß und bewohnte, war ein Ort hoher Kultur, Bildung und Gelehrsamkeit, aber auch eine Stätte der Musikpflege; Christine Christ-von Wedel, einer alten preußischen Adelsfamilie entstammend, hat neben ihrem Studium der Geschichte, Philosophie und Kirchengeschichte an den Universitäten Hamburg und Basel an der Musikakademie Basel auch Gesang studiert.   

Dr. phil. Giancarlo Caronello. Dem italienischen Religionsphilosophen, Übersetzer, Herausgeber und Erik Peterson-Forscher begegnete Harm Klueting 2005 in Berlin und steht seitdem mit ihm in intensivem Gedankenaustausch.

Joseph Kardinal Ratzinger (1927-2022), seit 2005 Papst Benedikt XVI. (Rücktritt von seinem Amt am 28. Februar 2013) Ihm begegnete Harm Klueting, der damals bereits zahlreiche wichtige Schriften von ihm gelesen hatte – auch die „Eschatologie“ – , am 15. April 2004 – einen Tag vor seinem 77. Geburtstag – bei einem gemeinsamen Frühstück im Collegio Teutonico di S. Maria in Campo Santo in der Città del Vaticano und gewann dadurch einen Eindruck von der Persönlichkeit des Theologen und Kardinals, der genau ein Jahr später – 19. April 2005 – Papst wurde. Zu Ostern 2009 erhielt er von Papst Benedikt XVI. einen handschriftlichen Gruß, der mit den Zeilen begann: „Sehr geehrter Herr Professor! Herzlichen Dank für Ihren hervorragenden Brief“. Im September 2009 las Harm Klueting mit großem Gewinn die ursprüngliche Fassung der Habilitationsschrift von Joseph Ratzinger, „Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras“, die gerade als Band 2 der „Gesammelten Schriften“ erschienen war. Mit ähnlichem Gewinn las er die Dissertation „Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche“ (Gesammelte Schriften, Bd. 1) und u. a. auch „Der Geist der Liturgie“ (Gesammelte Schriften, Bd. 11). Harm Klueting hat sich zustimmend mit dem Appell Benedikts XVI. zur Entweltlichung der Kirche in seiner am 25. September 2011 in Freiburg im Breisgau gehaltenen Rede auseinandergesetzt (H. Klueting, In der Tradition Augustins und Bonaventuras, in: Die Tagespost Nr. 153 v. 23.12.2011, Forum S. 30) und an Benedikts XVI. Hermeneutik der Kontinuität für sein Verständnis des Konzils von Trient (H. Klueting, Tridentinischer Katholizismus – Katholizismus nach dem Konzil von Trient, in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 103, 2009, S. 13-26) wie auch für sein Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Erklärung „Dignitatis humanae. Über die Religionsfreiheit“ angeknüpft (H. Klueting, Das Recht der menschlichen Person auf religiöse Freiheit. Die Erklärung „Dignitatis humanae. Über die Religionsfreiheit“ des Zweiten Vatikanischen Konzils vor dem Hintergrund von Profangeschichte und Kirchen- und Theologiegeschichte, in: Signum in Bonum. Festschrift für Wilhelm Imkamp, Regensburg 2011, S. 375-401. Ihn interessiert auch die Rudolf Bultmann-Rezeption in der Theologie Joseph Ratzingers. Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat er dessen Pontifikat in einem viel beachteten Aufsatz gewürdigt („Tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam, et portae inferi non praevalebunt adversus eam: Das Pontifikat Benedikts XVI. (2005-2013)“. In: Theologisches. Katholische Monatsschrift 43, 2013, Sp. 91-120). Nach seinem Tod am 31.12.2022 veröffentlichte Harm Klueting in der „Neuen Zürcher Zeitung“ den Aufsatz „Was bleibt von Benedikt XVI.? – Das Denken eines Papstes, für den Glaube und Vernunft keine Gegensätze waren“ (NZZ [Inlandsausgabe] Nr. 17 vom 21.1.2023, Literatur und Kunst, S. 36; NZZ [Internationale Ausgabe] Nr. 23 vom 28.1.2023, Literatur und Kunst, S. 10, auch NZZ online am 21.1.2023). – Siehe auch die Seite „Kirche“, dort zu dem Besuch bei Papst em. Benedikt XVI. am 22. September 2016.